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Rede zum Feministischen Streik 2023 - Vögeligärtli Luzern

Selbstfürsorge ist eine radikale Form von Aktivismus! Und Selbstfürsorge ist vor allem auch eine notwendige Form von Aktivismus!


Hast du dich schon mal gefragt, wer davon profitiert, wenn du immer am Tun & Machen bist?

Wenn du ständig über deine Grenzen gehst?

Wenn du deine eigenen Bedürfnisse stets hinten anstellst?

Wenn du immer für andere da bist und dabei vergisst, für dich selbst da zu sein?


Es sind jene Menschen, die sich nicht ernsthaft für dein Wohlergehen interessieren. Jene Menschen, die vom Patriarchat & Kapitalismus (am meisten) profitieren.


Viele Mitrednerinnen machen auf die strukturellen Missstände aufmerksam. Und zu Recht wird heute im ganzen Land gefordert, dass sich diese ändern müssen. Danke für alle diese Worte!


Wir brauchen für diesen dringend notwendigen Wandel einen langen Schnauf! Ich sage dies nicht um zu entmutigen. Ich sage das, weil es wahrscheinlich ist, dass wir noch eine Weile für diesen Wandel unterwegs sein werden. Das 6000 Jährige Patriarchat lässt sich nicht einfach von heute auf morgen ändern. Auch wenn wir genau deswegen heute alle hier sind.


Wir müssen unsere Selbstfürsorge wieder mehr ins Zentrum rücken. Damit wir diesen langen Schnauf behalten können. Weil:


Nichts bringt dem Erhalt der bestehenden Strukturen mehr, als wenn wir nicht in unserer Kraft sind.

Nichts bringt dem Erhalt der bestehenden Strukturen mehr, als wenn wir ausgebrannt sind.

Wenn wir immer am Tun & Machen sind und damit ständig unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.

Wenn wir unsere Energie immer für andere und anderes geben und wenn am Schluss - auf gut Glück - noch ein kleiner Rest für uns übrig bleibt. Oder manchmal auch einfach nichts.


Dieses Narrativ, dass wir immer geben und alle anderen zu erst kommen, hält uns schwach und klein.

Es ist ein Narrativ, dass vom Patriarchat die letztem Jahrtausende gefüttert wurde. Wir waren es uns gewohnt, dass wir anderen und anderem geben, was in unserem Tank ist. Doch diese Energie brauchen wir für uns selbst. Geben können wir das, was nicht mehr in unseren Tank passt, weil er voll ist und überschwappt. Ich musste selbst 35 Jahre alt werden, bis ich wirklich begriff, dass dies nicht egoistisch ist, sondern als patriarchales Konstrukt entlarven konnte.


Selbstfürsorge ist mehr als das duftende Schaumbad am Abend. Was natürlich auch nice ist.

Selbstfürsorge bedeutet in erster Linie, dass wir zu uns selbst Sorge tragen. Mindestens genau so fest, wie wir zu allen anderem Sorge tragen.


Darum lasst uns gemeinsam neue Narrative kreieren. Lasst uns und gegenseitig unterstützen und feiern, wenn wir zu uns selbst Sorge tragen.


Beispielsweise:

Wenn wir Pausen machen - auch wenn wir noch nicht erschöpft sind.

Pünktlich aus der Arbeit gehen, ohne, dass es dafür einen speziellen Grund gibt.

Überstunden kompensieren.

Tätigkeiten nachgehen, die uns Freude machen und uns erfüllen. Beruflich oder privat.

Wenn wir nein sagen. Unsere Grenzen kommunizieren.

Uns selbst und anderen mit Wohlwollen begegnen.

Wenn wir Erwartungen von aussen nicht erfüllen.

Zyklisch leben. Und alle verschiedenen zyklischen Phasen als gleichwertig anerkennen und wertschätzen.

Wenn wir mitfühlend und empathisch unterwegs sind.

Wenn wir anziehen, worin wir uns wohlfühlen.

Uns selbst wohltuende Berührungen schenken.

Entscheiden, was wirklich stimmig ist.

Unserer Intuition vertrauen.

Einfach sind.


Wenn wir uns dafür Unterstützung holen.

Weil das Narrativ, alles alleine schaffen und können zu müssen uns genau so schwach und klein hält. Gemeinsam geht es so viel leichter.


Denn:

Wenn wir mehr für uns selbst sorgen, ermächtigen wir alle um uns herum, dies genau so zu tun. Wie unglaublich kraftvoll ist das!


Wenn wir mehr für uns selbst sorgen, können wir langfristig auch für andere sorgen. Und zwar in dieser Reihenfolge!


Wir werden dadurch für die bestehenden Strukturen, die nach wie vor so fest von Patriarchat und Kapitalismus geprägt sind, uninteressanter.


Wir hinterfragen mehr. Und haben auch mehr Kraft & Energie für das Neue loszugehen!


Wir haben mehr Energie auch für Tage wie heute! Es ist eine Wechselwirkung. Systemische Veränderungen ermöglichen uns wiederum auch, besser für uns selbst sorgen zu können.


Lasst uns darum dem Patriarchat und Kapitalismus mit Selbstfürsorge vermehrt den Stinkefinger zeigen. Und einfach mal ein „Fegg di Patriarchat“ laut aussprechen. Oder „Fegg di Kapitalismus - ich mache jetzt Pause.“ Oder was du dir auch immer gerade Gutes tun möchtest.


Selbstfürsorge ist eine radikale Form von Aktivismus! Und Selbstfürsorge ist eine notwendige Form von Aktivismus.


In diesem Sinne: Heb der Sorg <3 Heute und an allen weiteren Tagen.


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