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AutorenbildCorinne Küng

Vom verkopften Tun ins verkörperte Frau Sein

Verkopft unterwegs zu sein, immer etwas am Machen und Tun, darin war ich wahnsinnig gut.
Noch ein Projekt mehr? Kein Problem.
Schnell auf einen Kafi oder Apéro? Ja klar, ich habe Zeit (sprich, da ist noch Platz in meiner Agenda).
Kannst du dich kurz um meinen Pinguin kümmern? Ja eh.
Während der Menstruation genau gleich viel rocken, wie sonst auch? Machen ja gefühlt alle Frauen so.
Mich in meinem Licht zeigen: Sicher nicht. Das könnte andere ja blenden.

Dabei fühlte ich die ganze Zeit über eine leise Stimme in mir, die sagte: Noch ein Projekt mehr? Hmm eigentlich habe ich schon genug.
Schnell auf einen Kafi oder Apéro? Lieber mit etwas mehr Zeit.
Kannst du dich kurz um meinen Pinguin kümmern? Wenn ich ehrlich bin: Nein.
Während der Menstruation genau gleich viel rocken, wie sonst auch? Ich möchte mich lieber gerade biz zurückziehen und ruhen.
Mich in meinem Licht zeigen: Würde ich ja gerne. Aber ich getrau mich nicht.

Nur: Ich vertraute dieser leisen Stimme nicht mehr. Denn als Kind und auch in meinen frühen Jugendjahren war das definitiv anders. Ich war mit mir verbunden. Spürte sehr wohl, was ich wollte und entschied mich dann jeweils auch in diese Richtung.

Ich weiss nicht mehr genau wann und warum: Aber es kam der Zeitpunkt, an dem ich mich verlor. Ich hörte und spürte zwar diese leise Stimme noch in mir, aber fand 1000 Gründe doch nicht mehr darauf zu hören und begann mich stattdessen im Aussen anzupassen. Lieber was machen, das „sicher“ ist. Was konform ist. Womit man nicht zu fest auffällt. Weil eben: Machen ja gefühlt alle Frauen so. Ich machte mich klein. Beerdigte meine Träume. Und verkümmerte.

Das ging soweit, bis ich nicht mehr konnte. Also so gar nicht mehr konnte. Von einem auf den anderen Tag. Ich konnte teilweise nicht mal mehr das Haus verlassen und den Kompost im Garten leeren, weil meine Angststörung so ausgeprägt war und ich unter Panikattacken litt. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Und zugleich der Anfang der Reise zurück zu mir. Damals war ich knapp 23.

Ich kämpfte mich irgendwie zurück in den Alltag. Konnte doch noch Studieren. Statt wie ursprünglich gewünscht Journalismus halt Soziale Arbeit. Das war noch näher am Menschen. Das Studium und die Soziokulturelle Arbeit gefielen mir ausserordentlich gut. Ich mochte das Ressourcenorientierte. Und das Empowerment von Menschen im sozialräumlichen Kontext. Hier konnte ich meine vernetzte Denkweise, Kontaktfreudigkeit und Offenheit wunderbar einfliessen lassen. Und auch das Kreative kam nicht zu kurz. Es war abwechslungsreich und machte mir Spass.

Doch immer mehr merkte ich, dass ich nach wie vor sehr fest funktionierte. Dass ich zwar soweit wieder voll arbeitsfähig war und auch leistungsfähig, ich aber nicht wirklich mein Leben lebte, das ich mir wirklich für mich wünschte. Der Preis dafür war sehr hoch. Symptome, die ich von anfangs 20 kannte, zeigten sich wieder zunehmend.

Zwar praktizierte ich in all den Jahren regelmässig Yoga, besuchte Retreats, meditierte täglich, setzte mich vertiefter mit dem Thema Achtsamkeit auseinander. Machte Coachings und Therapien. Und im Kopf verstand ich so vieles. Doch meine körperlichen Reaktionen waren oftmals um 180° Grad anders. Ich konnte mir noch so einreden, dass eine bestimmte Situation nicht so schlimm ist und ich das schon kann. Und dann kam doch wieder Angst und Panik auf.
Ich begann zu realisieren, dass ich da noch ziemlich vieles von früher nicht wirklich geheilt und somit wirklich integriert habe. Damals war ich knapp 32. Und entschied mich: Dieses Mal gehe ich richtig in die Tiefe. Statt nur die Symptome zu bekämpfen, begann ich mich mit den Ursachen auseinander zu setzen. Und kündigte meine Festanstellung: Following my Intuition. Ich spürte, dass da noch mehr war und auf mich wartete.

So kam ich immer mehr vom aussen ins innen. Vom zu viel Denken ins Spüren. Ich lernte, dass meine Emotionen nicht nur aus Gedanken bestehen, sondern es dazu eine ganze Menge an körperlichen Empfindungen dazu gibt. Und vor allem: Ich durfte lernen, dass ich diese Emotionen sicher fühlen kann. Dass sie mich nicht immer überwältigen müssen. Sondern, dass ich diese halten und durch mich durchfliessen lassen kann. Über die Arbeit mit dem Nervensystem und dessen Regulationsfähigkeit kam ich mit dem vielschichtigen Thema Trauma in Berührung. Und holy: Plötzlich ergab so vieles in meinem Leben so viel mehr Sinn - also eigentlich so ziemlich alles. Von verschiedenen persönlichen Traumata - einiges erahnte ich bereits, anderes wurde mir erst kürzlich bewusst - zu den kollektiven unverarbeiteten Traumata. Ich fand und finde Antworten und Worte auf meine Fragen und Vermutungen.

Und das hat tatsächlich so ziemlich alles verändert.

Verkörpert Frau Sein bedeutet für mich deshalb:
Noch ein Projekt? Ich spüre mal in mein hinein.
Schnell auf einen Kafi oder Apéro? Ich spüre mal in mich hinein.
Kannst du dich kurz um meinen Pinguin kümmern? Ich spüre mal in mich hinein.
Während der Menstruation genau gleich viel rocken, wie sonst auch? Nope - diese Zeiten habe ich definitiv hinter mir gelassen.
Mich in meinem Licht zeigen? Yes please. Ich strahle andere gerne an und zusammen leuchtet es sich noch viel schöner <3.

Anstatt, dass ich mir über Themen wie früher den Kopf zerbreche und rational pro und kontra abwäge und zig Menschen nach ihrer Meinung dazu frage, spüre ich, ob und wie es sich für mich stimmig anfühlt. Und das wirkt sehr nachhaltig - weil mein ganzes System aus Körper, Geist & Seele hier mit einbezogen wird. Ich horche in mich hinein. Höre meiner inneren Stimme zu. Ich habe gelernt, ihr wieder zu vertrauen. Meine Intuition hat immer recht. Immer! Dieses Vertrauen in mich hat für mich einen unbezahlbaren Wert bekommen.

So erinnere ich mich immer wie mehr. An mein wahres Wesen. An mein pures Sein. An mein Licht. Meine wichtigsten Insights und Erkenntnisse aus meiner eigenen healingjourney teile ich also fortan in diesem Blog. Dies aus zwei Perspektiven: Es sind Reflexionen aus meiner Sicht als Betroffene, die sich nicht mehr länger als Opfer sieht, sondern zurück in der Selbstverantwortung ist. Und es sind Impulse und Verknüpfungen aus meiner Sicht als Fachperson, als Coachin, die inzwischen selbst Frauen in ihren individuellen Prozessen unterstützt. Ich freue mich, dass du mich hier auf dieser Reise ein Stück begleitest! Danke von ganzem Herzen dafür <3. Alles Liebe Corinne

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